Dicke Luft macht krank

Wenn die Regensburger Luft wieder „dicker“ wird, weil Inversionswetterlagen den Luftaustausch verhindern, merken das die Kinderärzte ganz schnell. Das war auch in den vergangenen paar Tagen so. „Die Anzahl der kleinen Patienten mit Atemweginfektionen hat massiv zugenommen“, sagt auf Anfrage der Regensburger Kinder- und Jugendarzt Dr. Alfred Heihoff.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte ist beim Thema Feinstaub besonders hellhörig. Aus gutem Grund, denn diese Stäube gefährden ganz besonders Kinder. Kinder sind nämlich mehr als einfach nur kleine Erwachsene , sagt der Obmann des Verbandes, der Kinderkardiologe Dr. Georg Leipold. Denn in Kinderlungen bleibt wegen der geringeren Ausatmungsgeschwindigkeit etwa doppelt soviel Feinstaub hängen wie bei einem Erwachsenen. „Bis zum Erwachsen werden vergrößert sich die Lunge eines Kindes um das 40-Fache. Und die Schäden wachsen mit.“

Die Feinstäube können von der Schleimhaut mit Nasen- und Rachenraum nicht mehr gefiltert werden und sind lungengängig. Diese Stäube, die bei Verbrennungsvorgängen alles Art entstehen, dienen als Vehikel für Schadstoffe und transportieren Schwermetalle und Kohlenwasserstoffe in die Lunge. Dort rufen sie Zellschädigungen und Entzündungen hervor. Ein Anstieg der Feinstäube um nur ein Zehntausendstel Milligramm pro Kubikmeter Atemluft bedeutet eine Zunahme lebensbedrohlicher Asthmaanfälle um drei bis vier Prozent, warnt die Weltgesundheitsorganisation, die deshalb keinen Unbedenklichkeitswert mehr nennt. Der europaweit geltende Grenzwert für Feinstaub liegt bei 60 Tausendstel Milligramm. Dieser Wert darf an höchstens 35 Tagen im Jahr überschritten werden. Die Zahl der Atemweginfekte bei Kindern nahm in den letzten Tagen massiv zu, sagte Dr. Alfred Heihoff. „Aber ich kann die Erkrankungen keinem bestimmten Stoff zuordnen und sagen, das kommt jetzt vom Schwefel oder vom Feinstaub“, schränkte der Kinderarzt ein. Zu der Frage, wie er als Mediziner zu der Ansiedlung eines weiteren Industriebetriebes stehe, äußerte sich Dr. Heidhoff als Privatmann. „Ich habe natürlich kein Interesse daran, dass da, wo ich lebe, die Schadstoffemissionen steigen“, sagte er. Das sei auch die Einschätzung vieler Eltern.